Ich bin ein Optimist - Unterkriegen lasse ich mich nicht. Das Leben geht immer weiter - Wilfried hätte gesagt: "Das schafft ihr schon."

Wilfried Durchholz
Mein Stiefvater Wilfried Durchholz starb am 15.7.22

Wilfried, meine Mama und ich haben uns das Leben anders vorgestellt. Wir hatten so viele richtig schöne Zukunftspläne. Eine Stiftung Mehrgenerationen-Lebensinsel wollten wir in Martfeld bauen. Dann kamen die C-Maßnahmen. Wir wollten eine Auszeit nehmen und einfach mal auf Mallorca überwintern. Eine ganz tolle Finca hatten wir gebucht. Wir wollten mit zwei Autos fahren, um möglichst viele Akten mitnehmen zu können. Wir können nämlich nicht ohne Arbeit sein. 

 

Am 15.7.22 starb Wilfried, kurz vor seinem 70. Geburtstag. Das hat uns tief erschüttert. Wir müssen nun unser Leben neu gestalten. 

Wie aus einem traurigen Ende etwas ganz Besonderes entstehen kann ......

Wenn sich eine (Café-) Tür schließt, öffnet sich irgendwann eine andere (Café-) Tür.  - Ein längerer Weg, aber sehr interessant ...... ich mittendrin :)

1980, als ich geboren wurde, beschäftigte man sich damit, Menschen mit Down-Syndrom zu "integrieren".  Das war schon mal ein großer Fortschritt zu der Zeit, als man uns ignorierte, versteckte und nur eine geringe Lebensdauer voraussagte. 

 

Mich hat das wenig interessiert. Ich bin aufgewachsen mit super Eltern und Großeltern in einem kleinen Dorf in Niedersachsen mit tollen Freunden (Irmi, Didi, Daniel, Dennis, Timo, Arne u. a.) und dem weltbesten Kindermädchen Christina. 

 

Meine Schulzeit verbrachte ich in der Lebenshilfe Stade mit den besten Lehrerinnen, Praktikanten und Zivis, die ich mir vorstellen kann. Sie sind allesamt kompetent und liebevoll. Zu einer Lehrerin besteht heute noch Kontakt.

 

Ich habe meine Mutter hin und wieder zur Arbeit nach Stade begleitet und sehr früh das Arbeitsleben in einem Büro kennengelernt. Sie hatte wunderbare Kolleginnen und Kollegen, die ich mit meinem Charme um den Finger wickelte und die mich verwöhnten. Später war ich auch auf "Eddas" (Mama habe ich nie gesagt, "Erika" war mir passender, kann ich aber nicht so gut aussprechen. Sie hörte aber auch auf "Alte" oder heute - wenn ich sie necken will - auf "Mutti") neuen Arbeitsplätzen in Hamburg hin und wieder dabei, egal ob in einer Weiterbildungseinrichtung oder sogar beim Phantom der Oper. 


Ich habe "doppelte Eltern" !!! Mein Vater, Gerhard Sievers, wohnt mit seiner Frau Doris in Ahlerstedt-Oersdorf. Ich wohne mit meiner Mutter, Erika Sievers, und meinem Stiefvater, Wilfried Durchholz, in Normannshausen. Doppelte Eltern zu haben ist übrigens sehr praktisch :) .

 

Ein ganz großes Thema war meine Arbeit in der Jugendfeuerwehr Ahlerstedt. Mit 13 Jahren bot mir der damalige Chef die Mitgliedschaft an. Als dienstältestes Mitglied habe ich die Feuerwehr mit 32 Jahren verlassen. Ich muss meine Arbeit gut gemacht haben. Heute bin ich Ehrenmitglied der Jugendfeuerwehr Ahlerstedt. Danke für die schöne Zeit mit euch. 

 

Mir war früh klar, dass ich "was Richtiges" arbeiten will. Nach dem Job in den Schwinge Werkstätten in Stade, wechselte ich in ein Lebenshilfe-Café nach Tostedt, anschließend auf den Museumsbauernhof Wennerstorf (Außenstelle des Kiekeberg-Museums) und heute arbeite ich neben meinem Teilzeitjob in den Delme-Werkstätten Weyhe an einem eigenen Projekt. Natürlich machen Erika und Wilfried die Hauptarbeit. Ich weiß aber, dass Grenzen imaginär sind. Auch wir Menschen mit Down-Syndrom können etwas bewegen! Lasst Euch überraschen. 

 

 

Der Sonnenscheinbus holt mich vor der Haustür ab und bringt mich zur Arbeit nach Weyhe.

Die Arbeit in der Tischlerei macht mir sehr viel Spaß. Hier baue ich Lattenroste zusammen.

Mein Opa Klaus hat mich bei der Arbeit besucht.

Zuhause bin ich für das Feuerholz zuständig.

Feierabend genießen !

Ach nein, anschließend noch Büroarbeit.

Hier seht ihr mich in "meinem" Marktkauf-Büro

Oliver Sievers - Visitenkarte - Verleihe Deiner Zukunft Flügel